Öffnungszeiten:
So 16–20 Uhr
Di/Do 18–20 Uhr
Ostersonntag geschlossen.
03.04. 18 Uhr Kuratorenführung mit der Künstlerin
Es gibt keinen Grund für diese
Wahrheit.
Und wo kein Grund ist, fällt sie.
Nur dort wo Tiefe ist, hat der
Grund Bestand.
Und wo wäre dieser Grund?
An einem Ort der morgen ist,
der in der Zukunft liegt, direkt
gegenüber, ohne Grenzen …
vielleicht im Meer … im Pazifik.
Die Konzeptkünstlerin Natalia Schmidt präsentiert mit ihrer Einzelausstellung 49°00’02.6’’ S 171°35’32.9’’ W im Luis Leu den Auftakt des als ‘work in progress’ angelegten Projektes „Antipodia“ (Antipode; von griechisch ἀντί antí „gegen“ und πούς poús „Fus“, wörtlich „Gegenfüßler“) und lädt zu einer imaginären Reise an einen Ort ein, welcher sich einer gängigen Vorstellung seiner selbst widersetzt.
Die Atopie wird zum intellektuellen Raum des antipodischen Gegenübers. Spiegelnd versinkt man im fluiden Dazwischen der von Grenzen befreiten Zukunft in Bezug auf die real wirkenden Modelle von Verortung. Die Antipode lotet einen gegensätzlichen, abstrakten Raum aus — welcher dennoch einem konkreten, realen Ort entspricht, der nicht zu existieren scheint.
Die Koordinaten 49°00’02.6’’ S 171°35’32.9’’ W / 49°00’02.7’’ N 8°24’27.1’’ E markieren den zum Ausstellungsort (Luisenstraße 32, 76137 Karlsruhe) antipodischen Punkt, welcher im 5342 m tiefen Pazifik ein atopisches Gegenüber 12 h in der Zukunft entwirft. Einer Erfahrbarkeit und Handhabbarkeit beraubt, stellt er sich im internationalen Gewässer rein geografisch fixiert einem historisch und gesellschaftlich definierten und damit begrenztem Raum entgegen. Die fluide Oberfläche des tiefen Meeres als Spiegelbild verstanden, eröffnet u.a. einen Dialog über den aktuellen Renaissancegedanken geopolitischen Denkens und Handelns und lotet philosophisch die damit verbundenen Geschehnisse des 20. und 21. Jahrhunderts aus.
Die Tatsache, dass sich dieser antipodische Ort in internationalem Gewässer befindet, auf dem die Gesetze der Hohen See gelten, bilden einerseits die legale Grundlage für das Vorhaben einer Verortung als auch den assoziativen Rahmen für einen ästhetisch philosophischen Diskurs und die künstlerische Findung dieses Ortes. Als intellektuelle Ebene begriffen soll diese grenzenlose Sphäre einen poetisch-dialogischen Begriff eines geografischen Raumes entwerfen. Deren Ziel wird es sein, diesen bis jetzt namenlosen Ort zu benennen und sowohl virtuell als auch real im Pazifik kartografisch zu markieren. Nach welchen Kriterien ließe sich dieser abstrakte Ort bezeichnen, der doch unser direktes Gegenüber ist?
Natalia Schmidt und Jenny Starick, 2016