Sunday, 10/30 8 p.m. Reading by Thomas Grau
„What does it mean to protect something? What identity is built through a selection? What role do monuments play for the present?“ – Johanna Hoth*
Kultur als bewahrte Selektion steht der natürlichen Vergänglichkeit als Prozess gegenüber. Kollektive Bedürfnisse werden institutionell umrissen, um sie vor der Momenthaftigkeit des Individuellen zu bewahren. Johanna Hoth setzt den Fokus auf die Dichotomie der Geschichte – das Aufprallen von dem jungen Jetzt auf die alte Historie, aus der die Gegenwart doch entstand. Sie befragt dabei die Notwendigkeit von der symbolischen Bewahrung von Kultur in Form von Kulturgütern, die oft als zerbrechlicher Eisberg in eine fremde, stillstehende Zeit versetzt werden. Die fragmentarischen Monumente gelten als identitätsstiftende Motive einer kollektiv verstandenen Welt. Als kritisches Medium verwendet die Künstlerin Pflanzenteile, die als Vanitas-Motiv Unveränderlichkeit und Objektivität hinterfragen – sowie den Besucher im kindlichen Moment des Idylls auf seine persönlichen Bedürfnisse verweist. Wie bewahrt man die sich im ständigen Wandel befindliche Kultur? Inwiefern kann kulturelle Individualität kontextualisiert werden? Besteht ein Leben mit Kultur in Distanz zu ihrer Geschichte aus stillstehenden Fragmenten oder im Annähern, Untersuchen, Entwicklung der Kultur im Leben mit ihr?
Der flüchtige Moment der Kultur widersetzt sich der Einseitigkeit des Auswählens und Bewahrens von Fragmenten dieser, welche die Prozesshaftigkeit nicht nur im Vergleich von Zeiten, sondern der Entwicklung zwischen diesen Zeiten und im Jetzt bedarf.
Zur Finissage am Sonntag, den 30.10.16 ab 20 Uhr, vertiefen die Texte von Thomas Grau die individuellen Blickpunkte auf eine ferne, triste Gesellschaft – verloren im Kollektiv, verloren in der Individualität.
*Johanna Hoth schloss im Jahre 2014 ihr Diplom für Ausstellungsdesign und kuratorische Praxis an der HfG Karlsruhe ab und thematisierte die Frage nach Kulturgütern und deren Umgang schon in ihrer Einzelausstellung „Arrangement. Positionen zur Haager Konvention in Heidelberg“ im Heidelberger Kunstverein im Februar bis April 2016. Während ihrer Studienzeit gründete sie im Team das FAK (Feministisches Arbeits Kollektiv) und leite zeitweise das Architekturschaufenster e.V. in Karlsruhe.