A report about Mount Vesuvius in the aftermath of its last and prior to its next eruption
Am Beispiel des Vulkans Vesuv geht das Projekt Zona Rossa* der Frage nach, wie der Begriff „Gefahr“ von der menschlichen Gesellschaft definiert, wahrgenommen und repräsentiert und wie mit einer tatsächlichen Gefahr umgegangen wird.
In Kampanien, in Süditalien gelegen, gehört der nach dem Sohn des Zeus benannte Vesuv zu den gefährlichsten und berühmtesten aktiven Vulkanen der Welt. Bei seinem bekanntesten Ausbruch wurde im Jahr 79 n. Chr. die römische Stadt Pompeji vollständig verschüttet.
Nach der letzten Eruption im Jahr 1944 verhält sich der Vesuv seit über 70 Jahren ruhig, wobei die Wahrscheinlichkeit einer massiven Eruption stetig wächst. 18 am Fuß des Vesuv gelegene Dörfer sind im offiziellen Notfallplan für diesen Fall als Zona Rossa (Rote Zone) definiert: Sie wären bei einem Ausbruch am stärksten betroffen und müssten sofort evakuiert werden. Die Einwohnerzahl dieses Gebiets ist jedoch in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen. Die Rote Zone ist heute die am dichtesten bevölkerte Region Europas und beherbergt über 600.000 Menschen. Als beliebter Urlaubsort und Sehenswürdigkeit ist das Gebiet um den Vesuv geprägt von Touristen, Mafia und illegalen Gebäuden. Trotz der bekannten permanenten Bedrohung durch den Vulkan bleiben die Menschen aus den unterschiedlichsten Gründen hier; ihnen gemein ist die fatalistische Haltung, die sie der Gefahr gegenüber entwickelt haben.
Andererseits erfuhr der Vesuv immer auch große Aufmerksamkeit der Massenmedien. Seit dem Erscheinen des Romans „Die letzten Tage von Pompeji“ des Briten Edward Bulwer-Lytton 1834 wurde – neben anderen Filmen über den Vesuv und Pompeji – allein diese Geschichte sechs Mal verfilmt.
Unter Verwendung verschiedener visueller Darstellungsformen zeigt das Projekt Zona Rossa die vielen Gesichter des Vesuv: Nicht nur als physisches Objekt, sondern auch als Gegenstand der Untersuchung, Betrachtung und Konstruktion durch Politik, Religion, Geschichtsschreibung, Kultur und Wissenschaft.
* Das Projekt Zona Rossa ist das Diplomprojekt des Medienkunst-Studenten Haishu Chen der HfG Karlsruhe. Der aus Fuzhou, Provinz Fujian, China stammende Künstler beschäftigt sich in seinen vorwiegend fotografischen Arbeiten mit kritischen Analysen von Wahrnehmung, Politik, Gesellschaft und Institution. Seine — in mehren Ausstellungen z.B. in Karlsruhe, Deutschland sowie Dongguan, China — gezeigten Werke wurden unter anderem mit dem „Tuchong Photobook House Excellent“ Preis, der Nominierung für die Top 20 der „China Contemporary New Photographer 2015“ sowie Stipendien des ZKM, Karlsruhe ausgezeichnet.