Zona Rossa

19.11.16–27.11.16 Haishu Chen
Vernissage:
Freitag, 18.11.
ab 19 Uhr
Finissage:
Sonntag, 27.11.
ab 19 Uhr

Ein Bericht über den Vesuv nach der let­zten und vor der näch­sten Erup­tion

Ausstel­lungsan­sicht­en

Am Beispiel des Vulka­ns Vesuv geht das Pro­jekt Zona Rossa* der Frage nach, wie der Begriff „Gefahr“ von der men­schlichen Gesellschaft definiert, wahrgenom­men und repräsen­tiert und wie mit ein­er tat­säch­lichen Gefahr umge­gan­gen wird.

In Kam­panien, in Südi­tal­ien gele­gen, gehört der nach dem Sohn des Zeus benan­nte Vesuv zu den gefährlich­sten und berühmtesten aktiv­en Vulka­nen der Welt. Bei seinem bekan­ntesten Aus­bruch wurde im Jahr 79 n. Chr. die römis­che Stadt Pom­pe­ji voll­ständig ver­schüt­tet.

Nach der let­zten Erup­tion im Jahr 1944 ver­hält sich der Vesuv seit über 70 Jahren ruhig, wobei die Wahrschein­lichkeit ein­er mas­siv­en Erup­tion stetig wächst. 18 am Fuß des Vesuv gele­gene Dör­fer sind im offiziellen Not­fallplan für diesen Fall als Zona Rossa (Rote Zone) definiert: Sie wären bei einem Aus­bruch am stärk­sten betrof­fen und müssten sofort evakuiert wer­den. Die Ein­wohn­erzahl dieses Gebi­ets ist jedoch in den ver­gan­genen Jahren kon­tinuier­lich gewach­sen. Die Rote Zone ist heute die am dicht­esten bevölk­erte Region Europas und beherbergt über 600.000 Men­schen. Als beliebter Urlaub­sort und Sehenswürdigkeit ist das Gebi­et um den Vesuv geprägt von Touris­ten, Mafia und ille­galen Gebäu­den. Trotz der bekan­nten per­ma­nen­ten Bedro­hung durch den Vulkan bleiben die Men­schen aus den unter­schiedlich­sten Grün­den hier; ihnen gemein ist die fatal­is­tis­che Hal­tung, die sie der Gefahr gegenüber entwick­elt haben.

Ander­er­seits erfuhr der Vesuv immer auch große Aufmerk­samkeit der Massen­me­di­en. Seit dem Erscheinen des Romans „Die let­zten Tage von Pom­pe­ji“ des Briten Edward Bul­w­er-Lyt­ton 1834 wurde – neben anderen Fil­men über den Vesuv und Pom­pe­ji – allein diese Geschichte sechs Mal ver­filmt.

Unter Ver­wen­dung ver­schieden­er visueller Darstel­lungs­for­men zeigt das Pro­jekt Zona Rossa die vie­len Gesichter des Vesuv: Nicht nur als physis­ches Objekt, son­dern auch als Gegen­stand der Unter­suchung, Betra­ch­tung und Kon­struk­tion durch Poli­tik, Reli­gion, Geschichtss­chrei­bung, Kul­tur und Wis­senschaft.

* Das Pro­jekt Zona Rossa ist das Diplom­pro­jekt des Medi­enkun­st-Stu­den­ten Haishu Chen der HfG Karl­sruhe. Der aus Fuzhou, Prov­inz Fujian, Chi­na stam­mende Kün­stler beschäftigt sich in seinen vor­wiegend fotografis­chen Arbeit­en mit kri­tis­chen Analy­sen von Wahrnehmung, Poli­tik, Gesellschaft und Insti­tu­tion. Seine — in mehren Ausstel­lun­gen z.B. in Karl­sruhe, Deutsch­land sowie Dong­guan, Chi­na — gezeigten Werke wur­den unter anderem mit dem „Tuchong Pho­to­book House Excel­lent“ Preis, der Nominierung für die Top 20 der „Chi­na Con­tem­po­rary New Pho­tog­ra­ph­er 2015“ sowie Stipen­di­en des ZKM, Karl­sruhe aus­geze­ich­net.